Katharina Wolf
Käfer und Blumen
Stipendiatin 2016
11.05.2016
1. Teil: Überblick
Hier bin ich, motiviert ,viel auszuprobieren und neue Wege im Schmuck zu entdecken. Nachdem ich von Andrea sehr nett empfangen wurde, kann es sofort losgehen.
Um einen Einstieg zu finden und weil ich noch nicht sicher weiß, worin ich mich vertiefen möchte, arbeite ich mich zu Beginn einmal quer durch die ganze Abteilung Manufakturelle Schmuckgestaltung. Von den Guillochiermaschinen geht es über den Zinnguss zu den Dessinwalzen und von dort weiter an die Spindelpressen, bis ich letztlich bei den Fallhämmern ankomme.
Weil ich das im Museum täglich gefragt werde, hier für alle, die bisher noch nichts darüber gehört haben, eine kurze Erklärung, was Guillochieren ist: Man versteht darunter eine spezielle Technik, bei der mit einem Stichel an einer Guillochiermaschine exakte, geometrische Muster in eine metallische Oberfläche geschnitten werden. Das Muster entsteht durch die Kombination von Zickzack-, Wellen- oder geraden Linien.
Die strengen, akkuraten Linien liegen mir persönlich eher weniger. Deshalb will ich in meine Gestaltung mehr Natürlichkeit und Leichtigkeit einfließen lassen. Vielleicht auch als Gegenpol zum technischen Umfeld des Museums oder aus Sehnsucht nach dem Frühling – der mir in den ersten, doch sehr grauen Wochen in Berlin fehlt – schneide ich an der Guillochiermaschine Blumenwiesen, Libellenschwärme, Schneeglöckchenfelder, Fische, Seerosen und Wälder ins Messingblech.
Die anschließenden Maschinen, die Dessinwalzen, sind neu für mich. Damit habe ich vorher noch nie gearbeitet. An ihnen lassen sich Muster, die sich auf der Walzrolle befindet, ins Material eindrücken. Spannend finde ich es, die Muster nicht - wie üblich - in Draht oder schmale Blechstreifen einzuwalzen, um so mit wenig Zeitaufwand Armreife herzustellen, sondern die Struktur auf ausgestanzten Metallblättchen zu übertragen. Die dabei entstehenden Fragmente der Muster finde ich interessant, und durch das Walzen werden die Außenkonturen der Blechteile weiter verformt. Dabei ist es vom Zufall abhängig, welchen Teil des Musters ich erwische, und je nach Positionierung, wie die Verzerrung ausfällt. Ich versuche, auch größere Flächen mit Mustern zu überziehen, indem ich die Bleche mehrmals hintereinander versetzt walze.
Beim Prägen entdecke ich kleine, flache Gesenke. Ich weiß nicht genau, wofür diese ursprünglich mal verwendet wurden, ich vermute für Ringe oder Manschettenknöpfe. Die ausgesägten Teile stelle ich zu kleinen Faltern zusammen.
Das Pressen kenne ich bisher schon am besten, da ich während des Pforzheim Revisited-Projektes damit bereits gearbeitet habe. Auch jetzt suche ich mir wieder alte Ringformen aus und presse diese. Durch Zufall entdecke ich, dass durch einen schwach ausgeführten Hammerschlag die Form nicht völlig abgebildet wird und stattdessen gespannte Flächen entstehen. Diese Imperfektion lässt die eigentliche Ringform nur erahnen. Ich finde dieses Zwischenstadium besonders spannend, weil es wie eine Momentaufnahme ist, so als müsste sich der Ring noch entscheiden, welche Form er einnehmen will.
23.05.2016
2. Teil: Vertiefung
Emaillieren: Darauf habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut. Ich mag diese uralte Technik mit ihren besonderen Farben und dem unverwechselbaren Glanz. Im Schmuckbereich wird es immer weniger verwendet, weil Lacke einfacher und günstiger sind und zudem nicht so extrem hohe Temperaturen benötigen. Ich muss zugeben, die dauerhafte Verbindung von Glas und Metall hat so ihre Tücken, aber vielleicht ist es auch gerade das, was mich daran reizt.
Das Museum ist fürs Emaillieren gut ausgestattet. Es gibt einen großen Brennofen und eine Vielzahl an Farben. Die Angaben zu den Schmelztemperaturen und die Farbmuster sind jedoch unvollständig, weshalb ich mit einigen Farbversuchen auf unterschiedlichem Untergrund starte. Angefangen bei den opaken Farben arbeite ich mich zu den anspruchsvolleren transparenten vor.
Dazwischen unternehme ich einige Versuche mit eingebrannten Graphitzeichnungen und durchgebranntem Emaille, so gefertigt, dass man die Möglichkeit hat, sie als Ohrringe zu tragen.
Auch die Muster, die ich mit der Dessinwalze auf die Bleche gebracht habe, lassen sich gut emaillieren. Durch die Farbe kommen die gewalzten Muster noch deutlicher zur Geltung. Besonders bei den dunklen Farbtönen muss ich darauf achten, das Emaille dünn und gleichmäßig aufzutragen um einen schönen Kontrast zu erzeugen.
In einem weiteren Schritt stelle ich die verschiedenen Walzmuster und Ovalformen zu größeren Kompositionen zusammen. Allerdings muss ich dazu löten. Nachdem die Temperatur im großen Ofen des Museums nur sehr schwer zu kontrollieren ist, gelingt nicht jeder Versuch beim ersten Mal. Einige Teile fallen mir auseinander, kaum dass das Emaille anfängt zu schmelzen. Manche Farben eignen sich besser als andere.
Alternativ zum Löten probiere ich es jetzt mit Abwicklungen und sich überlagernden Blechen. Die dadurch erzeugte Räumlichkeit finde ich gut, allerdings bin ich mit meiner Blechgröße durch die Breite der Dessinwalze begrenzt, weshalb sich hier nur kleine Teile herstellen lassen. Außerdem fehlt mir die Möglichkeit, mehrere unterschiedliche Muster in einem Stück zu kombinieren. Es heißt also: dran bleiben.
02.06.2016
Immaterielles Kulturerbe und Aktionstag!
Während meiner Zeit hier in Berlin darf ich bei einer schönen Veranstaltung dabei sein. Das Projekt MANUFAKTURELLE SCHMUCKGESTALTUNG im Deutschen Technikmuseum ist im März feierlich in das Register guter Praxisbeispiele der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen worden. Um dies zu würdigen und vor allem um diejenigen zu ehren, die mit ihrem Engagement das Projekt zum Leben erweckt haben und am Leben halten, gibt es am 15. April eine Feier im Museum in Berlin. Dabei wird auch erstmals der neue Film über das Projekt gezeigt. Für mich ist es sehr schön, die Geschichte der Abteilung Manufakturelle Schmuckgestaltung und der Arbeitsgruppe Schmuck verbindet noch einmal genau zu erfahren und alle Gesichter der Gruppe kennenzulernen. Besonders freut es mich natürlich, die „Old Masters“ Werner, Walter, Herbert und Elmar aus Pforzheim wieder zu sehen. Des Weiteren ergab sich die schöne Gelegenheit, Frau Birgitta Haffner von der Firma C. Hafner persönlich kennenzulernen, der Firma, die mein Stipendium so großzügig finanziert und mir diese Erfahrungen ermöglicht. Es ist ein rundum schöner und festlicher Abend mit vielen netten Gesprächen.
Am nächsten Tag, dem 16. April, gibt es einen Tag der Offenen Tür in der Schmuckwerkstatt. Um auch die Museumsbesucher an der Feier über die UNESCO-Aufnahme teilhaben zu lassen, gibt es die Möglichkeit, nicht nur den Maschinen und Meistern bei der Arbeit zu zusehen, sondern sogar selbst Hand anzulegen. Eine ganz große Ausnahme! Nachdem die Emailleurin der Gruppe leider krankheitsbedingt nicht dabei sein kann, bin ich eingesprungen, arbeite fleißig am Emailofen und stelle mich den Besucherfragen zum Thema Emaillieren. Alle haben viel Spaß und nicht wenige Besucher fragen, wann es denn das nächste Mal einen solchen Aktionstag gäbe.